Rauhnachtlied
Der Sommer ist gegangen, das Licht schwindet dahin
Nach der Welt kein Verlangen, die Augen zu, doch nicht blind
Die Sonne gibt sich geschlagen und die Nacht hat gesiegt
Es ist die Zeit der großen Fragen, die Zeit der großen Fragen,
Wir sehn den Weg, der vor uns liegt
Es ist die Zeit der großen Fragen, der ganz großen Fragen
Und wir sehn den Weg, der vor uns liegt
In einem mystischen Moment scheint die Zeit stillzustehn
Von aller Hektik abgetrennt spürst du die Türen offen stehen
Siehst du die Türen offenstehn, die Pforten offenstehn
Kannst du hinter die Fassaden sehn
Spürst du die Türen offenstehn, ganz weit offenstehn
Kannst du hinter die Fassaden sehn
Das Jahr ist verflogen, wo ist es nur hin?
Die Vögel längst fortgezogen, doch es macht alles Sinn
Wo ist es nur hin, wo ist es nur hin? Doch es macht alles Sinn
Wo ist es nur hin, ja, wo ist das Jahr hin? Doch es macht so viel Sinn
Es macht alles Sinn, es macht alles Sinn, hinter all dem Verblüh`n
verbirgt sich nur...
Es macht alles Sinn, es macht so viel Sinn, hinter all dem Vergehen
wartet nur...
Der Neubeginn, der Neubeginn
(©T/M: Uta Desch 2015)
Kleine Wunder
Kleine Wunder jeden Tag
Vor meinem Fenster, wenn ichs dir sag
Kleine Wunder, in der Nacht
Vor meiner Haustür, ganz leise und sacht
Sie flattern, sie summen, sie zwitschern sie brummen,
ham Wurzeln geschlagen, sie duften und blühn
Ich wünsch mir so sehr, dass sie nie verstummen
Mit offenem Herzen, kannst auch du sie verstehn
Sie fliegen, sie singen, sie verzaubern, sie bringen
den Frühling in meine Gedanken
Sie öffnen, berührn, verführn und zerstörn
alle sinnlosen Schranken
Kannst du sie hörn, sie sprechen mit dir, sanft wie ein Windhauch in deinem Haar
Kannst du sie sehen, sie winken dir zu, ganz ohne Lärm, denn sie war`n schon immer da
Öffne die Sinne, lausche den Stimmen,
Mach die Augen auf, streck die Fühler aus
schau genau hin, lass dich drauf ein,
komm aus dem Staunen nicht mehr raus
Kleine Wunder jeden Tag, jede Nacht
Vor meinem Fenster, gib gut auf sie acht
Sie streicheln die Seele ganz leise und sacht
gib gut auf sie acht.
(©T/M: Uta Desch 2015)
Der Mitbewohner
Kennt Ihr eigentlich meinen Mitbewohner
Der schon seit ewigen Zeiten bei mir lebt
Und der wie eine lästige Klette
Die meiste Zeit des Jahres ätzend an mir klebt.
Ich wollte ihm schon oft den Mitvertrag kündigen
Doch er meinte, ich würde ihn entmündigen
Er liebt es sehr, wenn sich alles um ihn dreht
Wenn er komplett im Mittelpunkt steht
Er hat Hauer und Hufe und ein borstiges Fell
Holt gerne Stöckchen und begrüsst mich mit Gebell
Er kennt meine Ängste und liebt meine Schwächen
Ich schwöre, eines Tage werd ich mich ganz zuckersüß an ihm rächen…
Refrain
Ohhh, ooohh, ich glaub, du gehörst einfach zu mir
Ohhh, ooohh, ich muss es wohl oder übel akzeptier`n
Du treibst dein Spiel mit mir unüberwindbar und kunterbunt
Du meine verhasster und heiß geliebter innerer Schweinehund
Du mein verhasster und trotzdem heiss geliebter innerer Schweinehund...
Ich wollte heute morgen schon früh das Haus verlassen
Um eine große Runde joggen zu gehen
Doch dieser Sauhund hat mich nicht rausgelassen
Es wär doch viel zu kalt, das müsste ich verstehen
Er hindert mich am Sport und an der Steuererklärung
Sagt: „Einmal ist keinmal“ und „Das hab ich mir verdient“
Und dass er mich so bremst, das juckt ihn nicht die Bohne
Er lässt mich einfach nicht aus meiner Komfortzone
Doch vielleicht muss ich ihn einfach nur mit and`ren Augen sehn
Er will mich nur beschützen, wenn ich mich übernehm
Ich muss mich weder rächen noch ihn an die Kette legen
Und sollte diese Partnerschaft liebevoller pflegen…..Refrain
Bridge
Ich vermiete ihm einfach ein kleineres Zimmer
Am besten im Keller und auch nicht für immer
Und wenn er mal wieder viel zu heftig bellt
Dann schließ ich die Tür, damits nicht so laut in den Ohren schellt
Aber eines ist mir und euch auch sicherlich klar
Die ganze Aktion verschiebe ich auf nächstes Jahr
Refrain
(©T/M: Uta Desch 2020)
Und das Glück
Keine Ecken, keine Kanten, was sperrig ist schleift sich rund
Eine Wüste, ausgedörrt, ein Regenguss und schon blüht es bunt
Rauhreif und Morgensonne, Perfektion um mich herum
Und ein Blick in den Himmel erklärt mir, dass alles was geht, wiederkommt
Refrain:
Und die Kraniche ziehen wieder vor dem kalten Nordwind her
Und die Kraniche fliegen wieder, federleicht als ob nichts wär
Sie ahnen nichts von uns`ren Sorgen, wissen nichts von dir und mir
Folgen einfach ihrem Kompass und schon bald erreichen sie das Meer
Alles berechnet, nüchtern und sachlich, Zahlen und Fakten sind alles was zählt
Wo ist das Leuchten, wo die Magie? Kältestarre, entzauberte Welt
Wir flöten eifrig Zukunftmusik und sind trotzdem gefangen im Blick zurück
Wozu die Eile, weshalb die Hast? Wir besitzen nur den Augenblick
Refrain
Lass alle Widerstände los, gib sie dem Wind mit, lass sie fallen
Die Hölle auf Erden erschaffen wir Menschen und sowieso ganz allein
Der ewige Atem, aus und ein, kein Wollen, kein Kämpfen, einfach Sein
Kein törichtes Ego, kein Meins, kein Deins, nichts ist getrennt,
Alles ist eins
Refrain…
Auf sanften Schwingen kehren sie zurück und bringen ganz sicher Den Frühling mit…und das Glück….und das Glück
(©T/M: Uta Desch 2020)
Das Lied vom Wohngebiet
Ich erzähl euch, was bei uns geschieht, in unserem Wohngebiet
Einer der Nachbarn fing damit an und die anderen haben es ihm gleich getan.
Er besaß einst einen zauberhaften Garten, mit Tulpen, Narzissen und Rosen, ganz zarten
Doch er hat sich über Nacht was ausgedacht und sein Zauberreich einfach platt gemacht.
Er sagte, er brauche es pflegeleicht, und er meinte, er liebe es unkrautfrei
Ausserdem hat er doch jetzt viel mehr Zeit für Smartphone und Tablet und RTL 2
Und eines schönen Morgens war es dann soweit, er hat sich und seine Seele von einer Last befreit
Und den in voller Blüte stehenden Apfelbaum, den hat er vorher noch gekappt und dann umgehauen.
Danach kam ein großer Laster angefahren und hat fruchtbarsten Boden kurzerhand begraben
Unter Schotter, unter Kies und Geröll, aus dem bunten Paradies wurd` eine graue Höll
Jetzt verschanzt er sich hinter hohen Gabionen, wo garnichts mehr sprießt ausser kalte Depressionen und der Käfig aus krankhaftem Ordnungszwang kennt weder Bienengesumm noch Vogelgesang
Denn wer das Leben liebt, betoniert sich nicht ein und wer das Leben liebt,
lässt es wachsen und gedeih`n
Und bahnt sich mutig ein Pflänzlein seinen Weg durchs Gestein, kann ein erwachsener Mensch doch mal locker bleiben.
Und Praktiker, und Obi und Hagebau, ihr vermarktet diesen Schwachsinn, den echt keiner braucht
Ihr scheffelt den Schotter und wisst es selbst ganz genau, ihr versteinert die Herzen und färbt die Welt grau...
...Und habt täglich im Super-Sonder-Angebot den praktischen, tausendfachen Vorgarten- Tod
Ich bin ja echt tolerant, doch langsam tut es Not und plädier für ein striktes Schotterwüsten-Verbot....
Heute morgen bin ich lächelnd aufgewacht, denn ich hatte einen schönen Traum heut` Nacht.
Die Menschen waren gelöst, entspannt und befreit
Ihre Gärten waren wild und sie hatten ganz viel Zeit
Angst und Kontrollzwang waren wie weggeblasen,
Keine Spur mehr von Laubsaugern oder englischem Rasen
Und in der Luft lag Blütenduft und man hörte diesen ganz besondren Klang, Ja, ich hörte diesen wunderschönen Klang....
Es war Bienengesumm und Vogelgesang
Ja, es war Bienengesumm und Vogelgesang
(©T/M: Uta Desch 2019)
Du, Land
Ich leb im Land der großen Dichter und Denker,
Der Künstler, Komponisten, der Richter und Henker.
Ich leb im Land der großen Kriege, Niederlagen und der Siege,
Im Land mit reicher Geschichte, dem Land mit tausend Gesichtern.
Ich leb im Land der Ossis und der Wessis
Einst geteilt und nun ein bißchen wiedervereint.
Ich leb im Land der alten und der neuen Nazis,
Der Nordlichter, der Schwaben, der Preussen und der Bazis
Refrain:
Ach du Land der Kelten und Gemanen, du Land meiner Vorfahren und Ahnen.
Hier bin ich gebor`n, hier werd´ ich wohl auch bleiben und mit ein bißchen Glück
Auch hier aus dem Leben scheiden.
Ich leb im Land der Beistiftspitzer, Rasenmäher, Eigenheimbesitzer.
Ich leb im Land der Saubermänner und der Mülltrenner.
Ich leb im Land der gruseligsten Baumarkttrends
Ich leb im Land der krassesten Schlagerfans
Ich leb im Land der zu schnellen Männer in viel zu dicken Kisten
Ich leb im Land der Asphaltierer und der viel zu vielen Pisten
Ich leb im Land der Ersatzreligion: Autos, Fussball und Konsum
Bridge
Hier wird gern laut geschimpft und viel diskutiert
Bildzeitung überflogen und kräftig polarisiert
Der DAX, der steigt und der Wolf kehrt zurück,
Ich leb im Land der großen Widersprüche, Bankentürme und Suppenküche
Vielleicht wird´s uns auch einfach nur zerreißen zwischen Willkommenheißen und Angstbeißen
Ich leb im Land der Wälder, Flüsse, Seen, eine Landschaft so schön, zum Niederknien.
Ich leb im Land der Freiheit und der Demokratie, seit über siebzig Jahr`n in Frieden,
So lange wie noch nie...Refrain
...Hiermit dank´ ich dir, dass ich hier leben darf, dafür dank´ ich dir
Und trotzdem hader ich mit dir, jeden Tag, hader ich mit dir
Doch genau deshalb gehörst du zu mir, ja, du gehörst zu mir: wie mein Name an der Tür.
(©T/M: Uta Desch 2017)
40 plus
Neulich, da kam dieser super junge Typ einfach direkt auf mich zu,
Ich dachte mir, was will der bloß, lass mich besser mal in Ruh
Er lächelte mir ganz offen ins Gesicht, doch ich ließ ihn stehn,
denn das passte einfach nicht.
Refrain:
Weißt du schon, dass ich dir was sagen muss
Schau mal genau hin, dann siehst du`s
An diesem Punkt ist für uns beide leider Schluss
Denn ich bin, denn ich bin, denn ich bin: 40 plus
Das hört sich jetzt so an als wär das Schönste längst vorbei
Doch ganz so schlimm ist es noch nicht.
Ich bin mir sicher, das Beste liegt noch vor mir, es ist noch Land in Sicht.
Mit jedem Jahr fühl ich mich wohler in der Haut,
Trotz gefärbter Haare, denn die Schläfen sind längst grau...
Weißt du schon, dass ich dir was sagen muss
Mit der 4 vor der Null ist das Dasein ein Genuss
Alle Ängste verjagt und mit Zweifeln ist jetzt Schluss
Denn ich bin, denn ich bin, denn ich bin: 40 plus
Bridge:
Es gibt da einen Punkt, der ist nicht zu unterschätzen,
Der heißt Lebenserfahrung und ist nicht zu ersetzen
Man weiß irgendwann, wie das Leben so tickt
Und macht sich ganz einfach nicht mehr so verrückt, nicht mehr so verrückt,
Das ist angenehm und könnt´ immer so weitergehen....
Refrain
...und bin so froh, dass ich nichts mehr beweisen muss...
...endlich erwachsen und die Welt aus Zuckerguss....
...die Welt aus Zuckerguss, aus Schokoguss...
(©T/M: Uta Desch 2014)